Das Jahr des langen Schwanzes

Abstand ist die Voraussetzung, um etwas wahrzunehmen. Deswegen erst jetzt meine Nachschau auf 2019:

Es war das Jahr des „Longtails“: Obwohl mein Debut „Die Unversehrten“ bereits im Frühjahr 2018, also gerade rechtzeitig zur Leipziger Buchmesse, erschienen ist, hatte ich bis Ende 2019 Lesungen damit. Das wird in der Rezeptionsforschung Longtail genannt. Zum Beispiel beim #Lesefest2019 in den Grazer Minoriten, wo ich einmal mehr mit meiner Kollegin Marie Gamillscheg auftreten durfte. (Ein weiteres Projekt wird uns demnächst verbinden, und ich werde es hier vorstellen.)

Besondere Freude hat es mir bereitet, mein Buch und die darin vorgestellten Themen mit Jugendlichen zu diskutieren. Dank KulturKontakt Austria wird ein solcher Austausch mit Schulen gefördert und organisiert. Es war spannend, mit Teenagern die Themen Patchwork, ungewollte Schwangerschaft und unterschiedliche Lebensentwürfe für Burschen und Mädchen auch unter Genderaspekten zu besprechen.

Ebenfalls ein Longtail ist, dass „Die Unversehrten“ auch noch ein Jahr nach Erscheinen in diversen Medien rezensiert wurde, zum Beispiel im Kurier, im Deutschlandfunk Nova und in der Presse. diebuchbloggerin hat mich im Dezember sogar in ihre Highlights 2019 aufgenommen. Danke dafür!

Neu

Überhaupt habe ich mich im Jahr 2019 erstmals intensiver mit dem Phänomen BuchbloggerInnen beschäftigt und bin dabei auf sehr spannende, vielfältige und lesenswerte Beiträge gestoßen. Das ist mit ein Grund dafür, warum ich mich im Herbst 2019 trotz starker Vorbehalte (nur schöne Büldeln, alles Lüge, oberflächlich…) auf Instagram getraut habe und seitdem unter paarinwien aktiv bin. Der Name führt manchmal zu Missverständnissen: Es geht NICHT um Paarsuche oder Paarfindung oder mögliche Dreier in Wien! Ich habe den Namen analog zu fuchsinberlin gewählt, weil Peter Fuchs nach wie vor mein erster Leser und wichtiger Schreibpartner ist. (Über ein mögliches Projekt Wien- Berlin hier demnächst mehr.) Vielleicht wäre es doch klüger gewesen, unter meinem vollen Namen auf Insta zu agieren, damit ich leichter zu finden bin? Ich weiß es nicht und bleibe jetzt einmal bei paarinwien.

Mein Buch hat mich im Jahr 2019 nicht nur auf Insta, sondern auch nach Oslo geführt, wo ich an der Österreichischen Botschaft lesen durfte.  Ich war erstaunt, wie sehr sich die Stadt in den letzten 15 Jahren verändert hat (neues Opernhaus, neues Hafenviertel mit großartigem Pop-Up-Kulturdorf SALT, wo sogar in der Sauna Lesungen stattfinden. Literatur, nackt, mit Bier in der Hand: Ja, das geht.

Ebenfalls ein neues Format habe ich mit dem Kollegen Daniel Wisser im Literaturhaus Salzburg erprobt: die Streitbar, in der AutorInnen über aktuelle literarische Themen diskutieren. Diesmal: Über die Sinnhaftigkeit und die Grenzen der Empathie in der Literatur. Auch dazu gab es Drinks, wir waren aber nicht nackt.

Aus der Streitbar sind auch Essays hervorgegangen, die im „Hammer. Die Zeitung der Alten Schmiede“ Nr 105, 12.19 und im *) SALZ, Zeitschrift für Literatur, Nahaufnahmen 25, erschienen sind.

Portraits

Als Schriftstellerin wurde ich im Jahr 2019 gleich zwei Mal portraitiert: Einmal im salonprofession der Bloggerin Doris Passler, der sich damit beschäftigt, wie man es schafft, das zu tun, was einem Freude bereitet. Zum anderen als ARTface auf dem Kulturportal des Landes Steiermark, wo regelmäßig KünstlerInnen der Sparten Literatur, Musik und Bildende Kunst vorgestellt werden.

Die darin erwähnte Filmoption für „Die Unversehrten“ hat sich leider inzwischen zerschlagen, obwohl bereits ein Treatment für ein Drehbuch erarbeitet wurde. Nur rund eines von zehn Drehbüchern wird verwirklicht, so habe ich inzwischen gelernt. Ich erwähne das, weil ich euch auch die Misserfolge nicht vorenthalten will. Die Film- und Dramatisierungsrechte für „Die Unversehrten“ werden nach wie vor vom Thomas Sessler Verlag vertreten.

Zum Glück endete das Jahr erfolgreich mit einer #Wasserglaslesung im Café 7*, das vom Literaturverein Famulus organisiert wurde. Ich habe viel darüber nachgedacht, ob diese Form der Lesung – jemand sitzt auf einem Podium, hat ein Glas Wasser vor sich stehen, und liest vor – noch zeitgemäß ist. Ich glaube schon, wenn der Vortrag gut, verständlich und fesselnd ist. Es darf daneben aber natürlich auch andere, experimentellere Formate geben, wenn sie nicht reiner Selbstzweck sind. (Mehr dazu demnächst hier.)